Das Lokführersyndrom. Wachsende Expertenmacht in alternden und schrumpfenden Organisationen von Beck,  Anja, Becker,  Manfred, Herz,  Andrea

Das Lokführersyndrom. Wachsende Expertenmacht in alternden und schrumpfenden Organisationen

Empirische Befunde und personalwirtschaftliche Handlungsimpulse

Macht und Einfluss der Experten wachsen in alternden und schrumpfenden Organisationen. Macht kann von den Experten destruktiv missbraucht oder konstruktiv gebraucht werden. Das vorliegende Forschungsprojekt hat überprüft, welche Auswirkungen wachsende Macht in alternden und schrumpfenden Organisationen auf Einstellungen und Verhaltensweisen der Experten hat. Es wurde auch untersucht, welche Instrumente und Maßnahmen effektiv dazu beitragen, die Expertenmacht konstruktiv zu gestalten. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Experten eine exklusive Stellung in Unternehmen einnehmen und dieser exklusive Status ihnen auch zugebilligt wird. Nach Ansicht der Befragten ist die Expertenmacht bereits hoch und sie wird noch weiter wachsen. Die Befunde der Studie offenbaren auch, dass die Macht der Experten sich dann, und nur dann, positiv auf das organisationale Leistungsverhalten auswirkt, wenn der Erhalt der Expertenmacht durch Personalentwicklung gefördert wird. Hierbei vermag Personalentwicklung einerseits den nicht bedeutsamen Zusammenhang zwischen der Expertenmacht und dem Organizational Citizenship Behavior (OCB) in einen signifikant positiven Zusammenhang zu verändern. Andererseits trägt die Personalentwicklung wesentlich dazu bei, den zunächst negativen Zusammenhang (!) zwischen der Expertenmacht und dem geforderten Arbeitsverhalten in eine positive Beziehung umzuwandeln. Die Ergebnisse verdeutlichen weiter, dass die Experten eine hohe Wechselbereitschaft aufweisen. Experten sind nicht auf Gedeih und Verderb an ein Unternehmen gebunden. Im Gegenteil, Unternehmen müssen um Talente kämpfen. Die Forschungsergebnisse dieser Studie signalisieren dringenden Handlungsbedarf im Management der Expertenmacht. Um die wachsenden Anforderungen bei gleichzeitig alternden und schrumpfenden Belegschaften zu bewältigen, müssen Unternehmen in die Motivation und Qualifikation der Experten investieren. Experten verfügen als Humanvermögenskapitalisten (HUKA) über knappe, wertvolle Kompetenzen und sichern mit ihren Leistungen das Unternehmen gegen den Wettbewerb ab. Daher erheben sie den Anspruch auf eine systematische und leistungsfähige Personalentwicklung zur Bewahrung ihrer exklusiven Expertise und der damit verbundenen Macht. Die Personalarbeit ist somit im besonderen Maße herausgefordert, ihre Toolbox eines leistungsstarken und nachhaltigen Expertenmanagements gründlich zu reformieren bzw. neu zu bestücken. In diesem Beitrag werden Handlungsempfehlungen aufgezeigt, die der Bedeutung der Spezialisten im Unternehmen gerecht werden und zur Sicherung und Nutzung ihres wertvollen Wissens beitragen.

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