Das Nashorn
Harpers Hardest Circus Show
Rainer Janßen
Das Nashorn
Harpers Hardest Circus Show
Eine Erzählung
Der dreißigjährige Amerikaner Dan Harper beauftragt Glasmacher in Deutschland und in Italien mit der Anfertigung eines lebensgroßen Nashorns aus hellblauem Glas. Soweit möglichͺ dem Vorbild in der Natur nachempfunden, leuchtend und glitzernd mit geeigneter Lichttechnik. Der Koloss ist für eine Saison in Wien der Star im sanften Zirkus zum Ende der siebziger Jahre. Neunzehnhundertsiebzig.
Später stellt ihn ein Vergnügungspalast in Las Vegas als Attraktion auf einen hohen Sockel und macht seinen Besitzer reich wie im Märchen.
Dan, aufgewachsen in den Fünfzigern im erfolgreichen Zirkusunternehmen des tyrannischen Schinders Don Harper, weiß nichts über seine Eltern. Mit elf Jahren ist er an einem folgenschweren Vorfall beteiligt.
Als alter Mann macht er sich im Dialog mit seinem rätselhaften wie zeitlebens attraktiven Schutzengel Faye ein letztes Mal auf die Suche. Nach Mutter und Vater, Schuld und Opfer.
Sie passieren auf ihrer Reise voller Widersprüche Ränder der Gesellschaft, sie geraten in Kunstkreise voll Arroganz und Exzentrik, sie besuchen ein spätbarockes Schloss, sie schauen auf ein Fabelwesen im Fluss, auf die Freiheit im Bärenland und sie suchen die gläserne Herausforderung. Es geht um Geld und Risiko, um Pinups und die möglichen Darstellungen eines Nashorns. Sie erzählen von der Verwandlung des harten Zirkus zur phantasievollen Show, vom Beifall im großen Rund, sie erleben die erschreckende Nähe von Gut und Böse, Untat und Rache, lange Verdrängung und erlösende Befreiung.
Kluge Menschen begleiten sie dabei.
Und sie liegen zusammen unter einer Decke.