Das Projekt lateinamerikanischen Denkens
Zum Verhältnis von Mythos und Rationalität
E A Montes de Sommer
Jeder Mensch weiß, dass wir alle in einer Welt leben und dass unser Überleben angesichts der Entwicklungen der Menschheit nur gesichert werden kann, wenn wir diese eine Welt erhalten und uns über deren Nutzung verständigen. Aber genau an dieser Aufgabe, die uns als aufgeklärten, rationalen Menschen doch lösbar erscheint, scheitern unsere Politiker täglich. Es scheint so, dass es an den verschiedenen Orten der Welt so unterschiedliche Sichtweisen gibt, dass unüberbrückbare Gegensätze entstehen, die zu Gewaltausbrüchen führen. Alle Überlegungen zur Begründung der Vernunft, von Platon und Aristoteles über Hume, Kant und Hegel bis Marx, Bergson, Adorno und viele andere Philosophen scheinen an der Unvernunft der Welt abzuprallen und diese nicht überwinden zu können.
Jeder aufgeklärte Europäer weiß heute, dass ein System absoluter Vernunft nicht existiert und nicht existieren kann. Die Europäer sind die überzeugendsten Kritiker eines Weltordnungssystems, das mittels der Globalisierung die Welt überzieht, und das in der Form instrumenteller Vernunft in allen wirtschaftlichen und sozialen Fragen wirkt.