Das Scharia-Kartell
Fundamental-islamische Netzwerke in Deutschland
Birgit Gärtner
Gehört der Islam zu Deutschland? Bei der Beantwortung dieser Frage ist im rechten Teil des politischen Spektrums oft von Flüchtlingen und viel von Identität die Rede – im linken von Tradition und Toleranz. Eine sachliche, kritische Debatte, geleitet von der Idee des Laizismus, bleibt aus.
Dabei wäre eine solche dringend notwendig, denn gemäß konservativer Auslegungen des Islams soll die Scharia, also religiöse Verhaltens- und Rechtsvorschriften, das gesellschaftliche Zusammenleben maßgeblich beeinflussen. Obwohl diese fundamental-islamische Richtung hierzulande von einer kleinen Minderheit repräsentiert wird, finden sich im Alltag immer häufiger dementsprechende Regelungen: Geschlechtertrennung im Freibad, an islamischen Speisevorschriften ausgerichtetes Kantinenessen oder die Einrichtung von Gebetsräumen an Universitäten. Der islamischen religiösen Rechten gelingt derzeit, was ihr christliches Pendant lange nicht mehr zu träumen wagte: das gesellschaftliche Leben richtet sich zunehmend nach den Regeln der Religion aus. Deutlichstes Zeichen dafür ist die Zunahme von verschleierten Frauen und Mädchen im öffentlichen Raum.
Birgit Gärtner stellt wichtige Akteurinnen und Akteure, Organisationen, Institutionen und Netzwerke der Pro-Scharia-Lobby vor: einerseits die von den Behörden längst als Ansprechpartner akzeptierten konservativen Islamverbände, dominiert von der Muslimbruderschaft und Millȋ Görüş, und andererseits hier geborene junge, gut ausgebildete Musliminnen und Muslime, Stichwort „Neue Deutsche“, deren bevorzugte Betätigungsfelder Medien, Wissenschaft und Politik sind.