Das Seelenleben des heiligen Thomas von Aquin
Nach seinen Werken und den Heiligsprechungsakten dargestellt
Martin Grabmann
Man kann die Gedankenwelt und den wahrheitsspendenden Einfluß des hl. Thomas nicht verstehen, wenn man nicht auch einen Blick in sein Innenleben wirft. Denn aus diesem, aus der Heiligkeit und Reinheit seines Denkens, Liebens und Lebens geht seine große Wirkung auf die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hervor.
Martin Grabmann zeichnet in dieser Untersuchung das Seelen- und Charakterbild des Heiligen, wie es ihm ein inniger und vertrauter geistiger Verkehr mit den Werken, mit der Persönlichkeit und Ideenwelt des hl. Thomas gezeigt und enthüllt hat. Denn gerade die anscheinend so unpersönlich gehaltenen Werke des Kirchenlehrers lassen vieles von seiner seelischen persönlichen Eigenart durchschimmern. Daneben beruht dieses hier gezeichnete Bild auf den Zeugnissen von Zeitgenossen und vertrauten Freunden des Heiligen. Diese gewähren dem Leser einen Blick in die reine, edle und liebenswürdige Seele des Aquinaten und schildern ihm die Hauptzüge des Innenlebens und der ganzen Persönlichkeit.
Der heilige Lehrer ordnete sein ganzes Leben auf Gott hin, es weist daher einen Zug zur Beschauung des Göttlichen auf, zum liebenden Eindringen in die Tiefen der Geheimnisse Gottes. Dies erweist ihn nicht bloß in seiner Lehre, sondern auch in seinem Leben als einen contemplativus, einen Mann der mystischen Beschauung. In Gott allein hat er daher auch seine Freude, sein Genügen, die Erfüllung all seines Sehnens und Suchens gefunden.