Das vierte Evangelium aus Sicht der semitischen Sprachen
Ein linguistischer Beitrag zur Klärung der johanneischen Frage
Clemens Wassermann
Dieses Buch untersucht den Einfluss semitischer Sprachen im vierten Evangelium. Erstmalig wurden arabische und aramäische Dialekte der westlichen Levante zur Feststellung von umgangssprachlichen Einflüssen innerhalb der Semitismen des vierten Evangeliums herangezogen. Aufgrund einer eingehenden Untersuchung von 54 semitischen Transliterationen und 704 semitischen Syntagmen wird der bisherige Konsens hinterfragt, dass das Hebräische zur Zeit Jesu nur noch eine Kunst- und/oder Gelehrtensprache war, das Aramäische dagegen die alltägliche Umgangssprache. Insbesondere die häufige Verwendung von anti-/synthetischen Hebraismen, die eine große Nähe zum alttestamentlichen Sprachgebrauch im Buch Sprüche und in geringerem Maße auch in Ben Sira aufweisen, legt eine Frühdatierung und einen judäischen Ursprung des vierten Evangeliums nahe. Durch die Verwendung aktueller Quellen aus Qumran und der judäischen Wüste sowie durch Einbeziehung elektronischer Syntaxdatenbanken wird ein wesentlich genaueres Bild der Semitismen im vierten Evangelium gezeichnet als in bisherigen Studien.
[The Fourth Gospel from the Point of View of the Semitic Languages. A Linguistic Contribution to the Clarification of the Johannine Question] This book investigates the influence of Semitic languages in the fourth Gospel. For the first time Arabic and Aramaic dialects from the western Levant region were taken into account in order to better identify colloquial features within the Semitisms of the fourth Gospel. Based on a thorough investigation of 54 Semitic transliterations and 704 Semitic syntagms, the former consensus, namely that Hebrew was only an artificial literary and/or scholarly language in the time of Jesus, whereas Aramaic was the daily colloquial language, is questioned. In particular, the frequent use of anti-/synthetical Hebraisms, which stand closely in line with the Old Testament book of Proverbs and to a lesser extend also with Ben Sira, favour an early dating and Judean provenance of the fourth Gospel. Through the employment of recent sources from Qumran and the Judean Desert as well as the incorporation of electronic syntax databases, a more precise and refined picture of Semitisms in the fourth Gospel is traced than in previous studies.