»Das Zeigen muß gezeigt werden«
Eine Ästhetik des Zeigens im epischen Theater Bertolt Brechts
Saskia Schicht
»Zeigt, dass ihr zeigt!« – So fordert Bertolt Brecht die Schauspieler*innen in einem poetologischen Gedicht auf. Diese Aufforderung ist nicht nur Hinweis für die konkrete Spielpraxis, sondern vielmehr programmatisch für das gesamte Konzept des epischen Theaters. In dieser Arbeit wird systematisch eine Ästhetik des Zeigens für Brechts episches Theater entwickelt. So wird ein neuer Zugriff auf das wirkmächtige Modell des epischen Theaters möglich, der anschlussfähig ist sowohl für theater- als auch literaturwissenschaftliche Diskurse, indem das Zeigen als gestaltgebende Kategorie erschlossen wird.
Mit dem Zeigen bezieht sich Bertolt Brecht intensiv auf ein auf den ersten Blick alltägliches und einfach wirkendes Konzept und deutet es als Gestaltungsprinzip des epischen Theaters aus. Dazu entwirft er eigene, spezifisch theaterästhetische Prägungen. Diese werden in unterschiedlichen Ausgestaltungsformen sowohl in seinen theoretischen Texten als auch in seinen Stücken wirksam.
Ausgehend von interdisziplinären Grundlagen zum Zeigen und einer eigenen Heuristik zur Unterscheidung unterschiedlicher Zeigemodi werden ausgewählte theatertheoretische Texte Bertolt Brechts und die Stücke Mann ist Mann, Die Maßnahme und Der kaukasische Kreidekreis im close reading-Verfahren analysiert.