Der dunkle Glockenton
Briefwechsel zwischen Reinhold Schneider und Rudolf Alexander Schröder
Klaus Goebel, Reinhold Schneider, Rudolf Alexander Schröder
Ohne den Hintergrund von NS-Diktatur, Krieg und früher Nachkriegszeit ist dieses briefliche Zwiegespräch 1935 bis 1957 nicht zu denken. Was haben sich Männer der Inneren Emigration zu sagen, von denen der eine prononciert katholisch ist, der andere als evangelischer Kirchenliedautor wachsenden Bekanntheitsgrad genießt? Den Kontakt eröffnet Schneider mit einem Privatdruck seiner Sonette, zu denen das bekannte Allein den Betern wird es noch gelingen gehört. Bei Kurt Ihlenfeld in Berlin lernen sich die Dichter persönlich kennen. Der Herausgeber des Eckart gewinnt sie als Mitarbeiter. Zum engsten Freundeskreis zählt auch der Schriftsteller Jochen Klepper.
Aufsätze und Rezensionen erweitern die von Klaus Goebel aufgefundene und kommentierte Korrespondenz. Schneider stellt den ersten Beitrag über Schröder für die Festschrift zum 60. Geburtstag 1938 unter das Thema Der Dichter in der Geschichte. Zu den letzten Äußerungen vor dem plötzlichen Tod zwanzig Jahre später gehört eine in vielen Zeitungen publizierte Würdigung des 80 Jahre alt gewordenen Schröder. Dieser wiederum charakterisiert Schneider in dem Autorenporträt Amt und Gabe des Wortes. Als Gegner der Wiederbewaffnung und Anhänger der Anti-Atomtod-Bewegung ist Schneider damals äußerst umstritten, wird andererseits jedoch demonstrativ mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Überraschen dürfte den Leser eine kaum bekannte Episode der Biographie Thomas Manns. Die Korrespondenz thematisiert seine Aufnahme in den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste. Diese Friedensklasse des Ordens ist 1952 durch Theodor Heuss wiederbelebt worden. Im neuen Ordenskapitel vertreten Schröder und Schneider die Literatur, bevor Hermann Hesse als ausländisches Mitglied hinzu gewählt wird. Der erste Bundespräsident setzt sich auch für Manns Berufung ein. Der Nobelpreisträger hatte durch seine Schelte der während der NS-Diktatur in Deutschland gebliebenen Schriftsteller eine anhaltende öffentliche Auseinandersetzung hervorgerufen. Doch wird er kurz vor seinem Tod noch in den Orden gewählt. Von Schneider unterstützt, hatte ihn Schröder vorgeschlagen.