Der Fall Nosferatu
Enthüllte Geheimnisse zum Stummfilm-Klassiker
Jens Geutebrück, Rolf Giesen, Holger Mandel
Der Fall Nosferatu
Enthüllte Geheimnisse zum Stummfilm-Klassiker der Weimarer Republik
von Rolf Giesen, Jens Geutebrück, Holger Mandel
Verlag Coronaretro
Schon der Titel sagt, dass in diesem Buch keine Exegese betrieben wird, kein Neuaufguss einer längst sattsam bekannten psychoanalytischen Deutung, sondern bisher unbekannte Fakten und Hintergründe eines bahnbrechenden Stummfilms geliefert werden, die selbst den meisten Filmhistorikern nicht bekannt sein dürften. Wer glaubt, alles über F. W. Murnaus Dracula-Verfilmung Nosferatu zu wissen, wird in die Abgründe einer Filmproduktion tauchen, die nur Vorwand war: Vorwand für einen Produzenten, in großem Stil Kapital zu sammeln und Investoren übers Ohr zu hauen. „Kreative Buchhaltung“ war schon immer eines in der offiziellen Filmgeschichte ausgeklammerten Tatbestandes. Es ist die Geschichte geprellter Anleger und eines Boykotts gegen einen heute als Klassiker geltenden phantastischen Film, dessen Hauptrolle, nach seinem Erfolg als Murnaus Januskopf, für Conrad Veidt reserviert war und dann doch an einen weitgehend Unbekannten ging: Max Schreck, der auf der Bühne den Geizigen von Molière gab. Es ist die Geschichte eines zum Okkulten neigenden Szenenbildners, dessen Sinn für Landschaft und Natur F.W. Murnau nachhaltig beeinflusste. Es ist die Geschichte eines Films, dessen Hersteller und Finanziers nicht minder spannende Biografien hatten wie Bram Stokers unsterblicher Vampir. Einige waren noch unter uns, als der Film längst weltweit wiederentdeckt wurde – ohne jemals interviewt zu werden.
Dieses Buch basiert auf umfangreichen genealogischen Recherchen, auf Besuchen der Drehorte, seltenen Text- und Bilddokumenten, Fotos darunter, die es noch nie zu sehen gab: Außen- und Atelieraufnahmen in den Jofa-Studios in Berlin-Johannisthal. Es ist die Geschichte eines verwaisten, aber untoten Films. Es ist das Ergebnis jahrelanger Recherchen, deren Kreis sich erst ganz zum Schluss schloss.
Eingeordnet wird der Film nicht nur in die Stummfilmlandschaft der Paul Wegener, Hanns Heinz Ewers, Henrik Galeen, Richard Oswald, Joe May und Fritz Lang, des Golem und des Dr. Caligari, sondern auch in die politische Landschaft der Weimarer Republik, in die Nachkriegszeit der Spanischen Grippe, des wieder aufkeimenden Antisemitismus um Blutsauger aus dem Osten, einer sich formierenden braunen Bewegung und einer sich ankündigenden Hyperinflation, nicht jedoch im Sinne der Deutung Siegfried Kracauers, das der Weg von Caligari zu Hitler ein konsequenter, fast unumgänglicher gewesen sei. Zwar brodelte es allerorten, aber die Zukunft war unbestimmt und nebulös. So wird dieses Buch Nosferatu zwar zeitgeschichtlich einordnen, aber nicht retrospektiv deutend in Kenntnis der Dinge, die dann kamen.