Der Gestiefelte Kater als Kolonisationshelfer
Europäische Märchen in indonesischen Bearbeitungen der 20er Jahre
Doris Jedamski
Bei Betrachtung der in Niederländisch-Indien (heutige Republik Indonesien) zur Anwendung gekommenen Kolonialstrategien tritt der Zusammenhang von Literatur und Gesellschaft in der spezifischen Konstellation von politischem Kalkül, produktionsästhetischen Aspekten sowie von Rezeptionserwartungen besonders deutlich hervor. Am Beispiel der Märchen vom Gestiefelten Kater und Dornröschen legt diese Untersuchung jene Funktionalisierungsvorgänge offen, in denen Erzählungen, über Jahrhunderte geprägt und ursprünglich der potentiell aufsässigen Volkskunst zugehörig, zu herrschaftskonformer Literatur umgewandelt wurden. Dieser Akt des Kulturtransfers erforderte Eingriffe in die Textstrukturen, wodurch ein komplexes Zusammenspiel zwischen Oktroyierung westlicher Vorstellungen und zwangsläufiger Akzeptanz vorgefundener Werte aufgedeckt wird.