Der Götterbote
Eine Geschichte aus Neapel
Ulrich Hartmann, Simonetta Poggiali
Ein Junge in Neapel, der für die harte Wirklichkeit nicht geschaffen ist. Spätestens seit Roberto Savianos Bestseller »Gomorrha« weiß die Welt, dass das organisierte Verbrechen Italien im Griff hat. Simonetta Poggiali erzählt in ihrem tragisch-zärtlichen Roman, wie in ihrer Heimatstadt die Camorra das Leben bestimmt und den Menschen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft raubt. Luigi ist 16, pummelig und ein wenig naiv. Auf seinem Mofa düst er durch Neapel, um im Auftrag der Camorra Schutzgelder zu kassieren. Von seinem kleinen Bruder, der gerne liest und alle Mythen der Antike kennt, hat Luigi Namen für das, was er sieht: oben die Götterwelt, unten die Sterblichen, die sich wegducken, und dazwischen er, der Bote. Auf diese Weise erklärt er sich die mörderischen Gesetze, die in Neapel herrschen, und kann mit dem alltäglichen Grauen umgehen. Als aber das Mädchen Ninetta, das er heimlich liebt, eines Tages tot aufgefunden wird, weiß Luigi, dass er für diese Wirklichkeit nicht geschaffen ist. Aus Verzweiflung springt er von einem Dach; die imaginären Flügel an seinen Fersen tragen ihn hoffentlich in eine bessere Welt.
Ungewöhnlicher Blick in den neapolitanischen Alltag.