Der Herr der Welt
Endzeitroman
Robert Hugh Benson, H M von Lama
Zum Inhalt: Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird anhand des Abgeordneten des englischen Parlaments, Oliver Brand und seiner Frau Mabel, das Bild einer bürgerlichen Gesellschaft gezeichnet, die durch sich selbst in der Befriedigung der materiellen Bedürfnisse besteht und ganz unabhängig von Gott existiert. Der europäische Wohlfahrtsstaat mit all seinen Annehmlichkeiten und Versorgungseinrichtungen ist zu einem alles überwölbenden Ersatzgott mutiert.
Jedoch ist die Welt in zwei Lager gespalten, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Ein Krieg droht, der die Menschheit dank neuartiger Erfindungen vor allem auf technischem Gebiet zu vernichten vermag. Als Messias tritt ein unbedeutender amerikanischer Lokalpolitiker, Julian Felsenburgh, aus dem Nichts hervor, dem es gelingt, die den Westen bedrohende chinesisch-japanische Allianz zum Frieden zu bewegen. Nicht nur ist der Krieg abgewendet, sondern die Idee der Einen Welt Regierung wird umgesetzt unter dem Retter, Julian Felsenburgh, der in Europa zum Kaiser proklamiert und in Asien als Halbgott gepriesen wird.
Als Staatsreligion etabliert sich eine selbst kreierte Zivilreligion, deren Naturkult vor allem mit Hilfe abgefallener Priester entwickelt wird. Ohnmächtig steht dieser die katholische gegenüber, die als einzige dem Freudentaumel der Welt widerstanden hat. Der Zorn der Bevölkerung jedoch entlädt sich an ihr. Es kommt zu Gewaltakten, Kirchen werden geplündert, die Geistlichen massakriert, die Leichen geschändet. Der Terror führt zu einem unabsehbaren Glaubensabfall. Mabel Brand verliert angesichts dessen das Vertrauen in ihren Mann und die Neue Weltordnung und beschließt eine radikale Trennung von allem Irdischen.
In Rom sammelt sich hingegen das alte Europa. Die abgesetzten Monarchien entfalten dort ihr prachtvolles Hofzeremoniell, die Katholiken, die keinen Frieden mit der Zivilkonstitution schließen wollten, bilden in Rom ein Staatswesen mit dem Papst als Oberhaupt. Dort arbeitet als Sekretär eines Kardinals, der englische Priester Rev. Father Percy Franklin. Bei einer Audienz führt er dem Papst die Notwendigkeit eines neuen religiösen Ordens vor Augen, um – angesichts der Christenverfolgung – Seelsorge betreiben zu können. Der Orden Christi des Gekreuzigten wird approbiert, der von seinen Mitgliedern keine Gelübde, Habit und Gemeinschaftsleben, sondern nur die drei evangelischen Räte Armut, Keuschheit, Gehorsam und zusätzlich den Wunsch, Martyrer zu werden, verlangt.
Julian Felsenburgh sind die Katholiken ein Dorn im Auge, da diese sich nicht seiner Macht beugen wollen. Er schickt eine internationale Eingreiftruppe, die den Papst, die Kardinäle, ja die Kirche zerstören soll. Rom wird vernichtet, doch drei Kardinäle entkommen dem teuflischen Komplott und wählen einen neuen Papst, der sich unerkannt in Palästina niederlässt. Percy Kardinal Franklin nennt sich Sylvester III. und leitet mit Hilfe des Ordens Christi des Gekreuzigten die Weltkirche. Durch Verrat wird der Aufenthaltsort des Papstes bekannt und Julian Felsenburgh rüstet zum letzten Krieg.
Bensons Roman „Lord of the World“ kann in eine Reihe gestellt werden mit Solowjews „Kurzer Erzählung vom Antichrist“.
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