Der Kinderfreund
Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen. Faksimiledruck der Ausgabe Frankfurt 1776
Friedrich E von Rochow, Hanno Schmitt, Frank Tosch
“Der Kinderfreund” gilt in der historischen Bildungsforschung als das erste deutsche Volksschullesebuch. Bereits fünf Jahre nachdem die hier im Faksimiledruck wiedergegebene erste Auflage herauskam, waren insgesamt 40.000 Exemplare im Druck erschienen. Fast 100 Jahre fanden vielfältige Nachdrucke und Umarbeitungen im Unterricht Verwendung. Neue Forschungen haben erbracht, daß bis 1870/80 ca. 1 Millionen Exemplare in ganz Europa gedruckt worden sind.
“Der Kinderfreund” wurde bereits im Anfangsunterricht zum Erlernen der Buchstaben und im Erstleseunterricht benutz. Die Lesestücke waren den Fähigkeiten und Bedürfnissen der Kinder angemessen. Durch die leicht faßlichen und angenehmen Inhalte wurde den Schülerinnen und Schülern das Lesenlernen erleichtert. Gleichzeitig wurde durch eine altersgemäße Unterrichtung „gemeinnützige Erkenntnis und sittliche Belehrung“ vermittelt, der Aberglaube bekämpft, Sprachkenntnisse gefördert und der Religionsunterricht vorbereitet. An die Stelle von Bibel und Katechismus setzte “Der Kinderfreund” profane Texte, wobei der Erfahrungsbereich der Bauernkinder berücksichtigt wurde. Wichtig ist auch, daß die Lehrinhalte des “Kinderfreundes” nicht mehr (wie bis dahin üblich) auswendig gelernt, sondern durch den Lehrer katechisiert wurden. Rochow verstand darunter ein Unterrichtsgespräch in sokratischer Dialogform, das man ja auch in einzelnen Stücken des “Kinderfreundes” studieren kann.