Der mündige Patient und andere Beiträge zur Medizin
Johannes Horn
Das Buch beinhaltet Vorträge und essayistische Betrachtungen über die Gesellschaft im Allgemeinen, die Medizin im Besonderen. In der Vorstellung, daß beide nicht unabhängig voneinander zu verstehen sind, wurde in einem ersten Kapitel „Zeitwandel und Bewußtsein“ versucht, einige Aspekte zu skizzieren, die mir für das Verständnis zeittypischer Einstellungs- und Verhaltensmerkmale wichtig erscheinen. Es war nicht beabsichtigt, mit diesen Vorbemerkungen ein vollständiges oder gar abschließendes Bild unserer heutigen Gesellschaft entstehen zu lassen. Wohl werde ich mir auch manchen Vorwurf einer einseitgen, mitunter gar ins Moralisieren abgleitender Problemerörterung gefallen lassen müssen. Ich halte dagegen, daß es oftmals einfacher und wohl auch unverfänglicher ist, sich im Allgemeinen aufzuhalten, statt manches Verhalten, manche Gewohnheiten grundsätzlich zu hinterfragen bzw. sie in Frage zu stellen.
Die aufgegriffenen Themen resultieren aus Beobachtungen und Erfahrungen im Umfeld einer sich kontinuierlich verändernden Medizinpraxis. Es lag nahe, nach möglichen Ursachen zu suchen, die für diese oft stürmische vonstatten gehenden Veränderungen verantwortlich zu machen sind. Es steht zu befürchten, daß bei mangelnder Einsicht in die Zusammenhänge Korrektur- und Adaptionsvorgänge in Gang gesetzt werden, die lediglich geeignet sind, wahrgenommene Probleme und aufgetretene Mißstände – etwa im Bereich des Gesundheitswesens – noch weiter zu verschärfen, statt sie zu lösen bzw. ihnen in geeigneter Weise entgegenzutreten. Es steht auch zu befürchten, daß mit dem Versuch, Probleme nach Maßgabe zeittypischer Dringlichkeit und Opportunität lösen zu wollen, wesentliche Inhalte verlorengehen, daß die Aufgabe zur Bewahrung durch regulierende Kontrollmechanismen entlastet wird, daß sich Ideen und inhaltliche Vorgaben im Diktat kollektiver Zwänge aufarbeiten und ihre maßgebliche Bedeutung verlieren.
Dieses Buch ist in erster Linie an die Ärzte gerichtet, nicht weniger aber an alle anderen Berufsgruppen, die in der Medizin, in der medizinischen Versorgung von Patienten ihre Aufgabe gefunden haben. Angesprochen aber ist auch die andere Seite, der Patient und all jene, die sich in irgendeiner Weise mit der Medizin auseinandersetzen. Beide Seiten tragen schließlich dazu bei, daß Vertrauen entstehen und erhalten bleiben kann.