Der Museumsbesuch
Frank Michael Zeidler
Wochen, ja Monate zuvor, eine kleine Zeitungsmeldung hatte mich auf die Ausstellung mit Bildern und Skulpturen des weltbekannten Künstlers aufmerksam gemacht, es waren Planungen die Folge, Geld musste umorganisiert, freie Tage be- stellt und vom Arbeitgeber genehmigt, ein Zug für mich gebucht, eine Unterbringung telefonisch vor- bestellt, das Nötigste gepackt und die Sinne mussten gesammelt werden für diesen bevorstehenden Augenblick. Und, jetzt war ich hier! Nur wenige Armlängen trennten mich von dem lang ersehnten Abenteuer des Museumsbesuches.
Und wahrlich, schon beim Durchschreiten des Glasportals verstummte das kaufsinnige, laute Geschwätz der Ladenbesucher erst einmal merklich und glich sich in vorauseilendem Gehorsam dem gedämpften Lichte an, welches mit ausgeklügeltem Geschick die Ausstellungsgegenstände zur Geltung bringen sollte. Das saubere Hellgrau der Wände und die blassen, rötlich sanft gefärbten Sockel verschmolzen auf dem graumilchig geschlemmten Eichenboden zu einem lichten Farbraum, der die
Objekte, die Findungen des Künstlers, die Zeichnungen, die Skizzen, die Gemälde an den Wänden in einen allumfassenden Gleichklang, in eine wahrlich gelungene Präsentation zusammenführte. Die glasig lichtflutende Decke aus matten, undurchsichtigen Scheiben verbreitete geschickt andachtsvolle Helligkeit, und nur wenige zusätzliche Lampen mussten zum Einsatz gebracht werden. Der Ausstellungsraum zeigte sich auf den ersten Blick in scheinbar makelloser Vollendung.