Der Nobelpreis für Wirtschaft
Keine Auszeichnung für wissenschaftliche Verdienste, sondern Mittel zur Durchsetzung von Interessen und Zielen der Geld- und Herrschafts-"Elite"
Richard A. Huthmacher
Für (viele) Wirtschafts-“Wissenschaftler“ ist es geradezu pathognomonisch, dass sie glauben, menschliches Sein mathematisch-statistisch erfassen und beurteilen zu können. Mit oft kruden Methoden. Durch die derart entstehende wirtschaftswissenschaftliche Größe „Humankapital“ reduzieren sie das menschliche Individuum jedoch zum puren ökonomischen Faktor; persönliche Eigenschaften, Fähigkeiten und Ressourcen sind nur insofern von Bedeutung, als sie sich zu je marktüblichen Konditionen verwerten, d.h. insoweit von Belang, als sich durch sie Gewinne erzielen lassen – derart werden Menschen zu bloßen Produktionsfaktoren degradiert. Namentlich die Chicagoer Schule (mit weit mehr als 20 Wirtschafts-Nobelpreisträgern und vornehmlich Milton Friedman, Friedrich von Hayek, Harry Markowitz und Myron Scholes als deren Repräsentanten) schuf und prägte neo-liberales Gedankengut; zutreffend merkt Habermas an: „Seit 1989/90 gibt es kein Ausbrechen mehr aus dem Universum des Kapitalismus …“
„Die neoliberale Wende … wurde in den 70er-Jahren zu dem alleinigen Zweck eingeleitet, die Klassenmacht einer gesellschaftlichen Elite wiederherzustellen, die befürchtete, dass ihre Privilegien nachhaltig beschnitten werden könnten.“ In den 1990-er Jahren traten die Folgen dieses internationalen Politikwechsels dann offen zutage, namentlich die Liberalisierung der Finanzmärkte, eine Intensivierung des Freihandels und der massive Rückbau der Sozialstaatlichkeit hatten eine neue Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung geformt. Eine gewichtige Rolle bei der Implementierung dieser neuen Ordnung spielte die Mont Pèlerin Society, eine ebenso einflussreiche wie weithin unbekannte Denkfabrik, gegründet 1947 in der Schweiz, u.a. von den Ökonomen und (späteren) Nobelpreisträgern Friederich August von Hayek und Milton Friedman. Ihr, der Gesellschaft Ziel war und ist die Durchsetzung des (Neo-)Liberalismus´ als absolutes Prinzip sozialer Organisation. In diesem Sinne postuliert der Neoliberalismus einen Anspruch auf totale wie globale Macht: Global in Bezug auf eine, seine – mittlerweile weltweite – Geltung, total hinsichtlich einer umfassenden gesellschaftlichen Entsolidarisierung unter dem Primat – angeblicher – wirtschaftlicher Notwendigkeit stellt er den Inbegriff eines entfesselten Kapitalismus´ dar; das Spektrum seiner Facetten reicht von der Ideologie, jedwede soziale wie private Beziehung zu ökonomisieren, bis zum Hegemonialanspruch des (US-amerikanisch dominierten) Militärisch-Industriellen Komplexes.