Der Patient, sein Selbst und die Affen
Tagebuch über Aufgaben und Chancen durch eine Krankheit
Johannes Göbell
Ich war 47 Jahre alt, habe drei Kinder aus zwei Ehen und liebe meine Frau, meine Kinder und mein Leben. Gerade begann sich das erste mal seit vielen Jahren so etwas wie Ruhe und Gleichmäßigkeit in mein Leben einzuschleichen, als das, was Menschen gemeinhin als Schicksal bezeichnen, beschließt, wieder ein neues Kapitel aufzuschlagen. Mitten in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Buddhismus, Meditation und der für dieses Alter wahrscheinlich üblichen Frage nach dem Sinn soll ich nun ein Intensivseminar zu diesen Themen erhalten.
Der Tumor, der seit Jahren wachsend nun beginnt, die Bewegungsfähigkeit meiner linken Körperhälfte einzuschränken muss schnell heraus und dies bedeutet den Beginn eines neuen Lebensabschnittes. In den kommenden Monaten soll ich lernen. Ich werde mit den grundlegenden Aufgaben meines Lebens und Urängsten konfrontiert. Ich erfahre die Liebe meiner Frau neu und tiefer als je zuvor, erkunde Bereiche der Wahrnehmung, die ich bis dahin als abwegig abgetan hatte. Und ich nehme mehr und mehr lachend die Ironie eines Schicksals zur Kenntnis, welches mir eine so passende Aufgabe ausgewählt hat.
In diesem Buch ist das sofort nach der Gehirnoperation begonnene Facebook online Tagebuch zusammengefasst. In den täglichen Berichten beschreibe ich sowohl meine physischen Fortschritte als auch meine Gedanken, die versuchen, diesen Lebensabschnitt in einen geistig spirituellen Zusammenhang zu stellen.