Der Prozess des Lernens
Eine Synthese der Lerntheorien von Jean Piaget und Gregory Bateson
Wolfram Lutterer
Piaget hat eine »diachrone« Lerntheorie formuliert: Die lernerische Entwicklung eines Kindes wird über einen langen Zeitraum verfolgt. Bateson hat demgegenüber eine »synchrone« Theorie formuliert: Er zeigt, welche lernerischen Prozesse gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen ablaufen. Die Synthese dieser beiden Theorien, die die vorliegende Studie leistet, schafft die Grundlagen für eine komplexe Lerntheorie.
In diesem Buch geht es nicht »nur« um eine angemessene Lerntheorie, die den Zusammenhang von Lernprozessen mit der Weise unserer Wirklichkeitswahrnehmung und unserem Handeln klärt. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht auch die erworbene Struktur unseres Denkens. Der Nachweis, dass reduktionistische Denkweisen zwar notwendige, aber keineswegs hinreichende mentale Entwicklungsschritte darstellen, gewinnt insbesondere im Kontext globaler ökologischer, ökonomischer und sozialer Probleme an Bedeutung. Der Rekurs auf Bateson und Piaget verdeutlicht sowohl die Gewordenheit und »Beschränktheit« als auch die Veränderbarkeit von Weltbildern. Niemand wird bereits als der geboren, was er später wird.