Der rot-blaue Boccalino
Edgar Bernardi
Emil schmiedet Auswanderungspläne in seiner Mid-Life-Crisis, bloß weg, am besten nach Australien. Mitten in den Vorbereitungen verliebt er sich in Christine aus Dresden, die ihm nur bis in die Südschweiz folgen will. Emil willigt ein und findet mit ihr ein Paradies im Tessin. Ein beschauliches Dorf, zu dem eine Sackgasse führt, die kaum ein Fremder passiert, und um den sich bisher niemand schert, bis der Streit entbrennt. Polarisierung, Abgrenzung und Ausländerhass auf kleinstem Raum, plötzlich zwei Parteien, die sich für ewig entscheiden, auf welcher Seite sie stehen. Rot und blau, wie seit Urzeiten. Christine und Emil werden geschasst, denunziert, versucht, mit infamen Methoden zu verdrängen. Der Konflikt eskaliert, Emil muss fliehen. Sie geben alles auf, ihre Liebe geht zugrunde, sie streben jeder für sich nach eigenem Frieden. Und hängen der Illusion einer Welt ohne Teilung nach, ohne Abgrenzung und ohne Vertreibung, in welcher der Mensch endlich aufhört, stets Freunde und Feinde zugleich zu suchen.