Der Schatten und das Böse im Märchen
Marie-Louise von Franz
Gibt es in den Märchen gültige Aussagen, wie sich der Mensch im Umgang mit seinem Schatten, aber auch gegenüber der dramatischen Realität des Bösen zu verhalten habe? Wie wird das oft störende Unentwickelte im Menschen, wie werden gar die bösen und dämonischen Mächte in Märchen abgebildet? Und wie werden sie bekämpft, überwunden oder in die Ganzheit mit einbezogen? Diesen Grundfragen geht die grosse Märchenkennerin Marie-Louise von Franz in diesem Buch nach. Es beruht auf Vorlesungen aus den 1960er Jahren am C.G Jung-Institut. Die Autorin deutet zahlreiche Märchen, legt dabei die aktuellen Aussagen des alten Wissens frei und verbindet diese mit ihren grossen Erfahrungen als Analytikerin. Der Leser erfährt im ersten Teil Wesentliches über die psychologischen Hintergründe des Schattens als eines Teils der Gegensatznatur des Menschen, im zweiten Teil über Zustände von Depressionen, Psychosen oder Besessenheiten, doch auch über mögliche heilende oder schützende Verhaltensweisen, wenn das Bewusstsein überwältigt wird. Die Aussagen der Märchen sind eine Quelle von Hilfe und doch voller Wiedersprüche. Dies kann nicht anders sein, schreibt Marie-Louise von Franz, denn letztlich ist es der individuelle Mensch, der aus seiner ethischen Grundlage heraus und seinem Gefühl folgend verantwortlich handeln muss.
Umschlagbild
Barbara Hannah: Krokodil (Bleistift, aquarelliert, 1926)
2012
340 Seiten, gebunden