Der stehende Fluss
Dieter Sperl
„Der stehende Fluss“ ist ein Buch voller Spuren erzählten Lebens: Erinnerungen, Träume, auf der Straße Aufgeschnapptes oder Partikel von Lektüren (insbesondere fernöstlicher Philosophien) kondensieren zu hochverdichteten Textgebilden. Wiederkehrend als „Smalltalk“, „Zuwendung“, „Flash“, „Gelegenheitsdarsteller“ und ähnlich lapidar bezeichnete Kurz- und Mikrogeschichten behandeln Alltagsverrichtungen ebenso wie Situationen höchster Konzentration, von euphorischer Entgrenzung bis zur Erweckung, als zusammengehörig zu einem Ganzen. Augenblicke der Hingabe an das Jetzt finden in der Disko oder im Deutschkurs für MigrantInnen genauso statt wie im klösterlichen Meditationsworkshop. Der Wunsch, Online-Profigamer zu werden, Erinnerungen an den Jahr- zehnte zurückliegenden Kirtag in Maria Waitschach, Gespräche über die Pforten der Wahrnehmung oder die 60 verschiedenen Geschmacksrichtungen von Senf beim „Meinl am Graben“ – alles gehört gleichrangig zu Dieter Sperls Panorama des Da-Seins. Durch das feingliedrige Arrangement unscheinbarer Details und nicht zuletzt durch die egalitäre Disparatheit der Einzelmomente entfalten sich überraschende Zusammenhänge, Einsichten in das, was den einzelnen ausmacht und ihn mit anderen verbindet.
In „Der stehende Fluss“ entwickelt Dieter Sperl eine singuläre Synthese von Erzählung, Dokumentarischem und philosophischer Diatribe, die uns als Teilnehmer mediatisierter Technowelt aufmerksam zu machen vermag: für das uns unmittelbar Betreffende und dessen Verschwinden.