Deserteur einer artigen Autistenrasse
Birger Sellin
Nach dem Bestseller „ich will kein inmich mehr sein“ nun die Fortsetzung. Birger Sellin, autistisch behindert und seit seinem zweiten Lebensjahr verstummt, begann im Alter von 17 Jahren mit Hilfe seines Computers zu schreiben: erst einzelne Buchstaben, die nach und nach zu ungewöhnlich faszinierenden Texten wurden. 1993 erschien sein erstes Buch „ich will kein inmich mehr sein. botschaften aus einem autistischen kerker“ (KiWi 382). Die vorliegenden Texte berichten von seinem Leben seither: Dem Autismus ist Birger Sellin nicht entronnen, aber viele Etappen auf dem Weg zu mehr Selbständigkeit konnte er erreichen. Was uns, dem „volk der oberwelt“, so selbstverständlich erscheint, sind für ihn, den „deserteur“, Leistungen von höchsten Anstrengungen. Birger Sellin hat in einem (inzwischen preisgekrönten) Film sich selbst dargestellt („wie ein wuchernder erdklumpen auf der seele“, WDR 1994), er hat ein Kolleg für Erwachsenenweiterbildung besucht, Einzelunterricht erhalten, Fremdsprachen erlernt. Von seiner Freude darüber, seiner Verzweiflung nach Niederlagen, seinen ungestillten Hoffnungen zeugen die vorliegenden Texte. Birger Sellin, geboren 1973, lebt in Berlin.