Desinvestitionsentscheidungen auf der Basis Vollständiger Finanzpläne
Ein Modell für mittelständische Unternehmungen – dargestellt am Beispiel der Textil- und Bekleidungsindustrie
Bernhard Jäger
In der vergangenen Dekade sank in Westdeutschland im Verarbeitenden Gewerbe die Zahl der Unternehmungen um 3.800 auf rund 33.000; gleichzeitig wurden 8.400 Betriebe geschlossen, und 1,3 Mio. Arbeitsplätze gingen verloren. Offensichtlich sind Desinvestitionen ein reales marktwirtschaftliches Phänomen. Dennoch wird das Problem in der betriebswirtschaftlichen Forschung und der unternehmerischen Praxis weitgehend vernachlässigt. Die mit Business Process Reengineering oder Lean Management angestrebte Konzentration auf Kernkompetenzen erfordert jedoch, Desinvestitionen systematisch als Handlungsoptionen zu betrachten. Die dafür bislang empfohlenen Entscheidungskriterien sind aber für mittelständische Unternehmungen in der Regel ungeeignet. Vor diesem Hintergrund werden auf der Basis einer empirischen Analyse Methoden und Kriterien aufgezeigt, anhand derer in nicht-diversifizierten bzw. nicht-börsennotierten Unternehmungen ein Anpassungsbedarf rechtzeitig erkannt, potentielle Desinvesti-tionsobjekte und Handlungsoptionen bestimmt sowie die optimale Alternative ausgewählt werden können.