Deutsche und Slawen
Krieg im Osten
Rüdiger Opelt
Die lange Gewaltgeschichte von Deutschen und Slawen schwelt unter einer demokratisch-liberalen Oberfläche weiter. Deutsche Siedler zogen im Mittelalter nach Osten, deutsche Heere verwüsteten die Slawensiedlungen und etablierten sich als neue Herren. Im Laufe der Jahrhunderte vergaßen die Slawischstämmigen ihre Herkunft und wurden zu Deutschen.
Längst ist vergessen, dass es einst Elb- und Alpenslawen gab, die die Neuen Deutschen Länder, Kärnten und die Steiermark besiedelten und heute noch den Gen-Pool dieser Bundesländer bilden. Die Assimilierung der Slawen war eine gewaltsame, prägte die sozialen Strukturen der slawischen Unterschichten und der germanischen Oberschicht.
Die Kolonisierung der deutschen Ostgebiete war der erste Akt des europäischen Kolonialismus. Anders als in Lateinamerika, Indien und Afrika fand im deutschen Osten aber keine Entkolonialisierung statt. Die Energien von Protest, Wut und Aufstand verschwanden nicht, flackerten immer wieder auf, in der Reformation, im Kommunismus, im Sturz der DDR. Die Aufwertung der Slawen Europas als gleichberechtige Partner muss viel tiefgreifender erfolgen. Nur ein bewusster Aufarbeitungsprozess kann zum Frieden mit Russland, Polen und Ungarn führen, die derzeit noch im Revanchismus gefangen sind. Es empfehlen sich ein vorbehaltloses Reflektieren der Geschichte Europas, wenn man Frieden in Europa will.