Deutsches Familienarchiv. Ein genealogisches Sammelwerk / Die Familie Tossanus.
(= Deutsches Familienarchiv Bd. 156)
Martin Rudolph
Die „Bartholomäusnacht“ vom 23. zum 24. August 1572, bekannt als „Pariser Bluthochzeit“, bildete den blutigen Höhepunkt in der Verfolgung der Anhänger des neuen reformierten Bekenntnisses in Frankreich. Diese Nacht war der Auftakt zur Hugenottenverfolgung, der allein in Paris über 2.000, in ganz Frankreich aber mindestens 30.000 Menschen zum Opfer fielen. Auch die Familie Tossanus, die bereits durch mehrere Generationen einen bedeutenden Kreis von Theologen und Gelehrten bildete, hatte ihre Toten zu beklagen. Den schweren Bedrückungen der Glaubensverfolgung konnten sich die Hugenotten nur durch die Flucht ins Ausland entziehen, soweit die dortigen Fürsten in Glaubenssachen duldsamer waren.
Die Bedeutung und Wirkung dieses Zustroms französischer Glaubensflüchtlinge auf das gesamte öffentliche Leben Deutschlands macht der Autor, Prof. Martin Rudolph, an der Geschichte und Entwicklung der Familie Toussain/Tossanus fest. Die damals aus Frankreich Vertriebenen haben selbst, teils hernach in Söhnen, Enkeln und Schwiegersöhnen in ihrer neuen Heimat zahlreiche Kirchenkanzeln und akademische Lehrstühle geziert sowie hohe und wichtige Regierungs- und Verwaltungsstellen eingenommen und wurden zu den Ahnherren bedeutender deutscher Familien.
Es sei hier nur an die Namen Spanheim, Mieg, Schlöer, Vultejus, Denaisius, Pauli, Fremaut, d’Orville u.a. aus der älteren Zeit erinnert. Aus jüngeren Jahren kennen wir die Brüder Humboldt, Wilhelm Wundt, den Maler Hans von Marées, Ernst Reuter, Friedrich Naumann und Friedrich Engels, die bekannten Vertreter der Familie von Raumer, den Kieler Mediziner Arnold Heller, den Marburger Gynäkologen Friedrich Ahlfeld oder den Göttinger Theologen Carl Stange, die alle Tossanus-Vorfahren in ihren Ahnentafeln haben.
In seinem jetzt veröffentlichten Manuskript zeichnet Prof. Martin Rudolph (1898–1974), selbst ein Tossanus-Nachkomme, die Genealogie der Familie nach und eröffnet uns den Blick auf die herausragende politische und theologische Stellung der Tossanus-Namensträger in Heidelberg und der Kurpfalz, Basel und Hanau, wo ihr Wirken noch heute nachklingt.