Diagrammatik und Mediensymbolik
Multimodale Darstellungsformen am Beispiel der Infografik
Thomas Lischeid
Die Sprache der Medien präsentiert sich heute als eine Kombination aus Text-, Bild- und Diagramm-Elementen, die ihre Kohärenz insbesondere aus Verfahren der Symbolbildung und verwandter analogiebildender Verfahren gewinnt. Am Beispiel des Genres der Infografik lassen sich Strukturen und Funktionen dieser Kohärenzbildung nachweisen. Nach einem Blick auf Begriffsbildung, Historie und medientechnologischen Hintergrund setzt die vorliegende Untersuchung drei Schwerpunkte: Sie entwickelt ein semiotisches Modell, das die einzelnen modalen Bereiche Text, Bild und Diagramm sowie ihr symbolisierendes Zusammenspiel analysiert, sie behandelt Fragenkomplexe im Sinne der kognitiven Psychologie, die sich der Klärung von Prozessen der generativen Produktion und verstehenden Rezeption multimodaler Darstellungsformen und ihrer öffentlichen und didaktischen Vermittlung widmen, und sie berücksichtigt drittens die kulturwissenschaftliche Kontextualisierung des Formats Text-Bild-Diagramm. Im Ergebnis zeichnet sich ein wissenschaftlich-analytisches Bild der Infografik ab, dass dieses Genre als einen Knotenpunkt im Netz aktueller Wissens- und Handlungsformen und damit als ein Signum massenmedialer Diagrammatik erscheinen lässt, in der sich unsere aktuelle Gesellschaft zugleich selbst beschreibt und reflektiert.