Die Alpen und das CO2-Problem
Biologische Perspektiven
Stephan Hättenschwiler, Christian Körner
In diesem Band werden mögliche direkte Auswirkungen von erhöhtem CO2 auf die Pflanzendecke der Alpen vorgestellt. Es geht hier also nicht um den Problemkreis „erhöhter Treibhauseffekt“, sondern um die Frage, ob das vermehrte CO2-Angebot in der Luft über Photosynthese und Wachstumseinflüsse die Stabilität von Ökosystemen im Gebirge unmittelbar verändern kann. Auch die Frage einer vermehrten biologischen Kohlenstoffbindung zur Entlastung der Atmosphäre wird behandelt.
Im ersten Abschnitt wird das CO2-Problem aus biologischer Sicht erklärt und die biologische CO2-Forschung in der Schweiz vorgestellt. Die Untersuchungsobjekte der Abschnitte 2 und 3 sind ein natürlicher Alpenrasen in 2500 m Höhe und Modellbestände von Fichtenjungwuchs aus dem Bergwald im Klimasimulator, wobei den Pflanzen über 3 bis 4 Jahre eine gegenüber heute verdoppelte CO2-Konzentration angeboten wurde.
Weder der Alpenrasen noch die Jungbäume aus dem Bergwald zeigten eine Wachstumsreaktion: CO2-Erhöhung alleine bewirkt in diesen Lebensräumen vermutlich nicht die oft vorhergesagte Wachstumsförderung; die Systeme scheinen heute schon CO2-gesättigt. Allerdings kommt es zu Veränderungen im Pflanzengewebe, die mehrheitlich ökologisch ungünstig einzustufen sind (z.B. verminderter Eiweissgehalt). Die Blattflächenentwicklung wird eher gehemmt, was in einem Wald dem konkurrierenden Unterwuchs zugute kommen dürfte. Niedrige Temperaturen, genetisch bedingtes langsameres Wachstum und teilweise auch geringes Nährstoffangebot verhindern, dass eine CO2-Erhöhung unter natürlichen Wachstumsbedingungen einen Düngeeffekt hat.>/P>
Hingegen dürften die ungleichen Reaktionen der Pflanzenarten langfristig zu einer Veränderung in den Artengemeinschaften führen. Die bisherige und zukünftige Erhöhung des CO2-Gehaltes in der Atmosphäre beeinflusst die Biodiversität. Diese Vorgänge laufen jedoch sehr langsam ab.