Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
Prosabuch
Rainer Maria Rilke
„So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher meinen, es stürbe sich hier.“
So beginnt Rilkes einziges umfangreiches Prosawerk, in dem er unter anderem seine Erlebnisse in Paris verarbeitet, wo er von 1902 bis 1903 als junger Dichter gelebt hatte. Ich stieß auf diese Aufzeichnungen, als ich etwa im gleichen Alter wie er damals war und begonnen hatte, über meine wilden Reisen durch die Kontinente in Ost und West ebenfalls Aufzeichnungen zu machen. Alles, was ich bei Rilke las, kam mir aus tiefster Seele vertraut vor: das Gefühl der Einsamkeit in fremden Großstädten, die Gedanken über Leben und Tod, Dichtung und Wahrheit, Künstler und Bürger, Mensch und Gott, alles das beschäftigte auch mich zutiefst im Inneren, sodass ich über ein Jahr brauchte, um dieses schmale Buch bis zu Ende zu lesen.
Nachdem ich nämlich einige Absätze gelesen hatte, stiegen in mir Gefühle, Erinnerungen und Ahnungen auf, die mir durch das Gelesene bewusst wurden, und ich musste mehrere Tage lang meine eigenen Erlebnisse zu Papier bringen, bevor ich die nächsten Abschnitte lesen konnte, durch die der nächste Schwall von Ahnungen in mir aufstieg. So kam es, dass sich nach der Lektüre dieses schmalen Buches sieben volle Leitzordner mit engbeschriebenen Aufzeichnungen angesammelt hatten, die eine ganze Bananenkiste füllten. Rückblickend kann ich sagen, dass dieses Buch einen der wichtigsten Anstöße in meinem Leben darstellt, und das ist der Grund, warum ich ihm einen Ehrenplatz in der Buchreihe „Klassiker für Bewusstseinsbezogene Bildung“ einräumen möchte. – Jan Müller, April 2022
Mit ausführlichen Anmerkungen und Glossar für den Schulunterricht.