Die fabulösen Kühe vom Lanzenstein
Ein etwas anderer Heimatroman
Ulrich Brötz
Marillie erzählt uns frei heraus, wie es ist, erwachsen zu werden, die alltäglichen Ärgernisse wegzustecken und dem Leben als Nutztier die besten Seiten abzugewinnen.
Die Protagonistin, lebt recht unbekümmert als junges Mitglied einer buntgewürfelten Herde Kühe auf grünem Weideland mit saftigem Klee, Gras und duftenden Wiesenblumen. Die Idylle wird etwas getrübt, weil ältere Artgenossen sie drangsalieren und piesacken. Sie aber steckt das mit Witz und Mut weg und macht dafür den üblichen Kampf um die Rangordnung verantwortlich.
Die Lage ändert sich schlagartig, als Fachleute feststellen, dass Marillie zu einer vom Aussterben bedrohten Haustierrasse gehört. Fortan wird sie von ihrem Bauern wie ein Goldstück verwöhnt und auf das große Casting in der fremden Stadt vorbereitet. Das führt zu weiteren Kampfhandlungen und üblen Neidkomplexen unter den Kühen.
Auch der fiese Viehhändler Toni hat das Nachsehen, wollte er doch schon lange ihr neuer Besitzer werden. So aber gelangt Marillie schließlich zu dieser pompösen Tierschau und erlebt die neuen Eindrücke und Erfahrungen wie im Rausch. Sie lernt neue Leute kennen, es gibt viel zu erzählen. Urkomische Geschichten, aber auch tiefgreifende Fragen des Daseins kommen zur Sprache.
Schließlich schwebt über allem im Unterbewusstsein die Sehnsucht nach einem tiergerechten Leben auf dem Lande. Denn auch mit der teils hässlichen Realität wird sie konfrontiert. Es zeigt sich, wie unterschiedlich die Menschen mit den Ihnen anvertrauten Tieren umgehen und wie globale Tiertransporte und Agrarfabriken die Gegenwart bestimmen.
Ist die Wertschätzung der Lebensmittel weitestgehend verloren gegangen und lässt sich heutzutage eine Landwirtschaft auf der Grundlage ethischer Ideale eines heilen, naturnahen Landlebens betreiben? Eine offene Frage.
Marillie jedenfalls bleibt nichts erspart. Sie muss durch ein Tal tiefer Verzweiflung gehen.