Die Geburt der Zauberflöte aus dem Geist des ZEN
Kontemplationen zu "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart in der Inszenierung von Romeo Castellucci / La Monaie 2018
Harald Bechberger
Ein Büchlein für Opern-Detektive: So wurde Mozarts „Zauberflöte“ noch nie erzählt. Und nebenbei lernt man etwas über ZEN-Buddhismus. Eine spannende Entdeckungsreise zur Opern-Inszenierung von Romeo Castellucci in Brüssel 2018.
Was mag nur in jene Opernbesucher gefahren sein, als sie von ihren Plätzen aufsprangen und die Aufführung übereilt verließen? Einige Kritiker quittierten die Inszenierung mit einem Total-Verriß, die meisten blieben hochgradig irritiert, einige tief beeindruckt. Die Königin der Nacht sei stärker feministisch aufgeladen, habe endlich gesiegt gegen Sarastros Männerkult. Doch in der Summe scheint Castellucci mehr Fragen aufgeworfen als Antworten präsentiert zu haben bei seinem Versuch, diese Oper der Aufklärung in unsere Zeit zu übertragen. Oder fehlen heute nur die aufgeklärten Geister, dies zu entdecken?
Vorgelegt wird hier eine verblüffend stringente Interpretation aus buddhistischer Sicht mit einer Königin der Nacht in einer wirklich revolutionären Rolle. Die Freiheitsziele der Aufklärung erfahren so eine ungeahnte Weitung – und die alte Lehre des Buddha eine ungeahnte Modernität. In Castelluccis Inszenierung fügen sich beide harmonisch in unsere Zeit und verleihen der Zauberflöte die Aura der Unsterblichkeit, nunmehr auch metaphysisch.