Die gleissende Welt von Cavendish,  Margaret, Richter,  Virginia

Die gleissende Welt

Margaret Cavendish, Herzogin von Newcastle, gehört zu den außergewöhnlichsten Autorinnen der an Exzentrikern nicht eben armen englischen Literatur. Ihr Leben von 1623 bis 1674 ist ganz vom englischen Bürgerkrieg bestimmt. Mit der Familie des Stuart-Königs Charles I geht die junge Hofdame Margaret Lucas zur Cromwell-Zeit ins Exil nach Frankreich, wo sie auf William Cavendish trifft, Oberbefehlshaber der königlichen Armee im Norden, Erzieher des Kronprinzen und bedeutender Mäzen. Sie heiratet den 30 Jahre älteren Witwer und begegnet in seinem Haus Gelehrten wie Descartes und Hobbes. Im Exil und nach der Rückkehr nach England beginnt sie, die nur eine sehr oberflächliche Bildung genossen hatte, naturwissenschaftliche Abhandlungen und literarische Werke zu schreiben. Da sie gegen alle Konvention die Bücher unter ihrem Namen veröffentlicht, gerät sie in den Ruf der „verrückten Herzogin“, den sie durch Auftritte in ausgefallener Kleidung noch verstärkt. Im Jahre 1666 läßt sie ihrer Abhandlung „Observations upon Experimental Philosophy“ im Anhang die Phantasieerzählung „The Description of a New World Called the Blazing World“ folgen. Mehr als alle Traktate und Dramen hat diese literarische Verbindung von Utopie und voyage imaginaire den Namen der Autorin für heutige Leser bewahrt. Die seit antiken Mustern bekannte Gestalt des Reisenden in imaginäre Welten ist hier eine Frau, die nicht nur zur Kaiserin eines Staates aufsteigt, sondern auch die naturwissenschaftliche Forschung beherrscht. Nimmt man letzteres als einen Akt der poetischen Gerechtigkeit, der die wirkliche Mißachtung der Autorin durch die männlichen Forscher der Royal Society zu machtvollem Triumph verwandelt, so liegt das Bemerkenswerteste an der Erfindung der Gleißenden Welt jedoch an ihren Bewohnern: Bären-Menschen sind dort Experimental-Philosophen, Fuchs-Menschen Politiker, Papageien-Menschen Redner, während sich die „gewöhnlichen“ Menschen dadurch auszeichnen, daß einige himmelblau, einige tiefpurpurn und andere wiederum grasgrün sind. Die kundigen Vogel-, Fisch-, Affen- und Wurmmänner erklären der neuen Kaiserin die Geheimnisse der Naturerscheinungen von Luft und Feuer, Sonne und Mond bis zum Stein der Weisen. Bei Bedarf lassen sich für schwierige Fragen auch stofflose Geister aus der Luft zum Rapport anfordern. Diese vermitteln der rastlos tätigen Kaiserin als Schreiberin für all ihre Erkenntnisse die Seele der Herzogin von Newcastle, so daß sich die Autorin selbst auf diesem Wege in ihre eigene Geschichte mischen kann, wo sie zur liebsten Freundin ihrer erfundenen Heldin wird und diese zu einem Ausflug in ihre angestammte Welt einlädt. Im zweiten Teil zeigt sich, daß der Blick der Herzogin aus den Bürgerkriegswirren auf die politische Ordnung ihrer Phantasiewelt ganz vom Ideal absoluter Herrschergewalt bestimmt ist. Ihre Armee, versehen mit der raffiniertesten Unterwasser-Flotte, schreckt auch vor einem brutalen Unterwerfungskrieg nicht zurück, um die Eintracht im Staat zu sichern. Doch das kriegerische Unternehmen endet siegreich und erlaubt einen versöhnlichen Abschiedsblick auf die Lustbarkeiten der Gleißenden Welt.

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