Die große Verschiebung?
Das Ringen um den Lastenausgleich im Nachkriegsdeutschland von den ersten Vorarbeiten bis zur Verabschiedung des Gesetzes 1952
Rüdiger Wenzel
Nur wenige Gesetzesvorhaben waren so umstritten, langwierig und schwierig wie das „Gesetz über den Lastenausgleich (Lastenausgleichsgesetz – LAG) vom 14. August 1952“. Davon zeugen die lange Beratungsdauer, die Beteiligung aller Parteien und fast aller Organisationen aus dem politischen und vorpolitischen Raum, der enorme Umfang, die zahlreichen Novellierungen, das breite Geflecht der Nebengesetze – und schließlich die Auswirkungen, die fast die gesamte Bevölkerung betrafen. Die politisch-psychologische Bedeutung des Gesetzes war dabei anfangs größer als die praktische. So wurden zum Beispiel die Organisationen der Vertriebenen durch die Mitarbeit an der Lastenausgleichsgesetzgebung für eine Interessenvertretung im parlamentarischen Rahmen gewonnen. Das LAG war der zentrale Baustein, auf dem die soziale und politische Integration der Vertriebenen ruhte.
Diese Studie zeichnet den Entstehungsprozess des Gesetzes nach, von dem alle die Lösung des Zentralproblems erhofften: den Ausgleich zu schaffen zwischen den vom Krieg betroffenen und den nicht betroffenen Menschen.