Die Hebraica und Judaica der Sammlung Tychsen und der Universitätsbibliohtek Rostock
Die altjiddische (jüdisch-deutsche) Literatur
Hermann Süss, Heike Tröger
Zugang zur Online-Ausgabe:
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Inhalt der Edition:
Im Jahre 1817 erwarb die Universität Rostock die Privatbibliothek und den handschriftlichen Nachlaß Oluf Gerhard Tychsens (1734-1815). Tychsen wirkte ab 1760 an der soeben neugegründeten kleinen mecklenburgischen Universität Bützow und wurde 1763 zum ordentlichen Professor für orientalische Sprachen berufen. Darüber hinaus war er ab 1770 als Bibliothekar tätig, zunächst in Bützow, nach der Wiedervereinigung der Universitäten Rostock und Bützow im Jahre 1789 in Rostock.
Tychsens private Bibliothek umfaßte bei seinem Tod ca. 10.000 Bände. Seine hervorragenden bibliographischen Kenntnisse einerseits und seine Sammelleidenschaft andererseits haben einen Bücherschatz entstehen lassen, der weit über das Gewöhnliche hinausreicht. Abgesehen vom Verkauf einiger Dubletten im 19. Jahrhundert ist dieser Bestand bis heute nahezu vollständig erhalten. Aus dieser Sammlung stammt der Kern des Hebraica- und Judaicabestandes der Universitätsbibliothek Rostock. Er wird ergänzt durch Bücher aus den Bibliotheken der mecklenburgischen Herzöge und eigene Erwerbungen.
Die altjiddischen Drucke:
Die fast 400 Titel der Edition bieten einen Querschnitt durch die jiddische Buchgeschichte bis ins 19. Jahrhundert mit zahlreichen Rarissima und Unikaten, beginnend mit dem ersten bekannten jiddischen Druck Mirkevet ha-Mishne, Krakau 1534. Auch etliche der Ausgaben von Erbauungs- und Volksliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts aus verschiedensten Druckorten sind kaum bekannt bzw. Unikate. Der zeitliche Schwerpunkt der Rostocker Bestände liegt im 18. Jahrhundert. Damit bilden sie in gewisser Weise die Fortsetzung der Büchersammlung aus dem 17. Jahrhundert von J. C. Wagenseil (1633-1707), der genau 100 Jahre vor Tychsen lebte. (siehe: Sammlung Wagenseil, ISBN 3-89131-227-X)
Jiddische Philologie:
Im Mittelpunkt der jiddischen Philologie stehen Werke, die die Auseinandersetzung christlicher Gelehrter mit dem Judentum widerspiegeln. Bereits seit dem 16. Jahrhundert erregte das Taitsch der Juden, durchsetzt mit Hebraismen und mit hebräischen Buchstaben geschrieben, deren Aufmerksamkeit. Häufig verbanden sie Werke zur hebräischen Sprachlehre oder Grammatik mit Einführungen in das Jüdisch-Deutsche.
Missionsschriften:
Der Nachlaß Tychsens zeigt eine deutliche durch den Pietismus geprägte missionarische Tendenz. So bilden die Traktat- und Bibeldrucke des Callenbergischen Institutum Judaicum in Halle (1728-92) einen wichtigen Teil der Sammlung. Mit über 30 Titeln befinden sich hier mehr als zwei Drittel der jiddischen Missionstraktate des Instituts, etliche in mehreren Auflagen und je nach Adressatenkreis zum Teil mit lateinischem Titel und Vorwort oder vollständig in Jüdisch-Deutsch bzw. Deutsch in hebräischer Schrift.
Einblattdrucke
Zur Sammlung gehören drei traditionelle Einblattdrucke des 17./18. Jahrhunderts. Daneben gibt es eine Serie von Flugblättern aus der Zeit der 1848er Revolution, die Jiddisch als Mittel der politischen Satire gebrauchen.