Die Hipster
Trendsetter und Neo-Spießer
Philipp Ikrath
Die Klischees über Hipster sind bekannt und breitgetreten: Die Männer tragen Vollbärte und Umhängetaschen, die Frauen Leggings bzw. Jeggings oder Vintage-Kleidchen, verspielte Hüte und Hauben. Hipster eröffnen Grafik-Agenturen, Kaffeeröstereien und Bioläden in den angesagtesten Vierteln der Stadt, spielen Tischtennis während der Arbeitszeit und feiern die Retro-Kultur.
Der Jugendforscher Philipp Ikrath versucht das Phänomen der Hipster gesamtgesellschaftlich zu fassen und geht der mysteriösesten Spezies im artenreichen Biotop jugendlicher Lebensstile auf den Grund. In den 1950er-Jahren das erste Mal vom US-amerikanischen Schriftsteller Norman Mailer als jugendlicher Bohemien entdeckt, zeigt sich der Hipster heute hochgradig individualisiert an der Oberfläche, in seinen Tiefenschichten aber durch und durch konformistisch. Seine berüchtigte Ironie gilt den einen als letzter Beweis für den Untergang politischer Jugendkulturen. Andere feiern sie als endgültigen Sieg über eine längst überkommene bürgerliche Ernsthaftigkeit.