Die Kunstgeschichte ergänzen: Buntmetall und elektrische Glühbirnen
Die Kirchenausstattung der Donaufelder Kirche im Zeichen des Wiener Secessionismus
Martina Griesser-Stermscheg, Gabriela Krist
Das methodische Experiment und die Einladung zur alternativen Wahrnehmung eines historischen Bestandes stehen im Vordergrund der Betrachtung der Kirchenausstattung der Donaufelder Kirche in Wien-Floridsdorf. Deren Bau (1905-14) im größten Industrieviertel Wiens gilt als Manifest von kirchlich-politischem Ordnungswillen in einer explosionsartig wachsenden Arbeitergemeinde. Die Abhängigkeit zum Standort und zur Zielgruppe bestimmte die Gestaltung, die „semi-industriell“ gefertigte Ausstattung arbeitet mit der Faszination an neuen Technologien und Materialien: Zum Einsatz kamen Buntmetall-Legierungen in der Kunstform der getriebenen Blech-Skulptur sowie elektrische Beleuchtung als neuartiges gestalterisches Ausdrucksmittel der Jahrhundertwende. Eine neue Lesart dieser einzigartigen Kirchenausstattung bereichert das ohnehin schon beeindruckende Spektrum der Wiener Jugendstil-Kirchen um eine weitere, in der Kunstgeschichte bisher unberücksichtigte Facette.