Die Leitungskultur in russlanddeutschen baptomennonitischen Freikirchen
Eine historische Studie der Kulturprägung
Jakob Tissen
Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit der Leitungskultur in den baptomennonitischen (baptistischen und mennonitischen) Freikirchen in Deutschland. Christliche Leiter sind oft herausgefordert, einerseits ihre Entscheidungen theologisch korrekt und Gott wohlgefällig zu treffen und andererseits den Kontext der Zeit und aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen.
Die Leitungskultur in russlanddeutschen Kreisen ist historisch geprägt. Deswegen lohnt es sich damit genauer auseinanderzusetzen, um die Kultur zu verstehen, sie aus der biblischen Perspektive zu hinterfragen und aus der Geschichte zu lernen.
Die Studie zeigt auf, dass die Baptomennoniten zwei Idealbilder von Kargel und Prochanov nach Deutschland mitgebracht haben. Bei den Leitungsmerkmalen von Kargels Idealbild sind nach innen gerichtete, bewahrende und abgrenzende Kulturaspekte festzustellen. Beim Idealbild von Prochanov sind Merkmale wie Progressivität, starker Aktivismus und Betonung der Einheit in der Vielfalt zu erkennen.
Die Forschungsergebnisse weisen auf die Herausforderung der Leitung bei den Baptomennoniten hin, nämlich den Prozess der Annäherung zwei entgegengesetzter Pole: Auf der einen Seite die Bewahrung der Tradition, auf der anderen Seite die gesellschaftskulturelle Angleichung.
In all den kulturellen Auseinandersetzungen zeigt die Studie auch normative, biblische Leitungsmodelle auf, die in der Praxis helfen sollen, den Menschen zu dienen und somit Gottes Reich zu fördern.