Die literarische Werkausgabe des Hamburger Friedenspädagogen Wilhelm Lamszus (1881–1965)
Andreas Pehnke
Wilhelm Lamszus, ab 1902 Volksschullehrer in Hamburg, wurde seit 1910 durch reformpädagogische Streitschriften überregional bekannt, die er gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Adolf Jensen herausgegeben hatte. Weltweites Aufsehen erlangte Lamszus 1912 mit seinem Roman »Das Menschenschlachthaus – Bilder vom kommenden Krieg«, mit dem ihm eine schockierende Vorausschau auf den industriellen Zukunftskrieg gelang. Aber obwohl er sich über ein halbes Jahrhundert hinweg als Schriftsteller und Schulreformer für Frieden, Völkerverständigung sowie pädagogischen Fortschritt engagierte, ist er dennoch weitgehend in Vergessenheit geraten. Vor allem die Zuspitzung des Kalten Krieges im Zuge der Wiederbewaffnung seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ließ für Persönlichkeiten wie ihn, die sich für eine konsequente Friedenspolitik und -erziehung einsetzten und zudem zwischen den Fronten des Kalten Krieges zu vermitteln suchten, wenige Chancen auf Öffentlichkeit beziehungsweise auf eine angemessene Rezeption ihres Werkes.
Die vorliegende Werkausgabe vereint erstmals sämtliche bislang zugängliche literarischen Arbeiten von Lamszus, darunter auch zahlreiche unveröffentlichte Texte aus seinem Nachlass. Sein Opus magnum, das »Menschenschlachthaus«, steht im Mittelpunkt der Edition und wird im historischen Zeitkontext sowohl in der nationalen wie auch der internationalen Rezeption – u.?a. mit den Übersetzungen in neun Sprachen – dargestellt. Sodann folgt seine von ebenso enormer Sprachkraft gekennzeichnete weitere Antikriegsliteratur zur stets zeitgemäßen Ächtung von chemischen, biologischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen. Um einen verengten Blick auf die Person Wilhelm Lamszus und seine Literatur zu vermeiden, werden auch seine von deutlich weniger literarischem Gestaltungswillen gekennzeichneten Dramen, Gedichte, Autobiografischen Skizzen und Kurztexte ergänzt.
Wilhelm Lamszus’ literarisches Werk im Allgemeinen und seine Antikriegsliteratur im Besonderen bleibt als Warnung Mahnung!