Die Natur kehrt zurück
Im griechischen Thrakien
Andreas Schulze
Im äußersten Südosten Europas, im griechischen Thrakien, vollzieht sich eine erstaunliche Entwicklung: Die Natur wird oft nicht mehr verdrängt, sondern sie kehrt zurück und ergreift von Flächen Besitz, die ihr der Mensch einst genommen hat. Der griechi-sche Bürgerkrieg Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts, die allgemeine Landflucht und das Sinken der Tabakpreise führten dazu, dass viele Dörfer inzwischen verwaisten. Heute sind weite Bereiche Thrakiens wieder so dünn besiedelt wie zu den Zeiten von Alexander dem Großen. Der Film beginnt im Tiefland; unter anderem zeigt er die letzten Wasserbüffel Thra-kiens, Weidensperlinge beim Pflücken von Baumwolle und Flamingos, die sich zu ei-ner großen Brutkolonie zusammengeschlossen haben – der einzigen in Südosteuropa. Zur Hälfte besteht das griechische Thrakien aus Bergen, den Rhodopen. Im Vergleich zur Ebene, unten am Meer, ist die Natur um einen Monat im Rückstand. Die Kamera beobachtet Sperbergrasmücke, Steinrötel, Ortolan und Neuntöter, außerdem Gänse- und Schmutzgeier. Gezeigt werden auch verwilderte Hauspferde. Als die Menschen in den Rhodopen eine Siedlung nach der anderen räumten, da schenkten sie manchem Pferd die Freiheit. Den Tieren gelang es, sich in der Gebirgslandschaft Thrakiens zu behaupten und fortzupflanzen.
Eingebettet werden all diese Beobachtungen in eine malerische Kulisse aus Pflanzen- und Landschaftsaufnahmen. Zu sehen sind Lilien, Tamarisken, Robinien und Sonnen-tau, blühende Tabakfelder, steinerne Brücken aus byzantinischer Zeit und die überwucherten Festungstürme einer untergegangenen Stadt. Der Film zeigt, dass die Na-tur in Bewegung ist, und dass sie dort, wo wir es erlauben, bald zurückkehrt. Gesamtspieldauer 44 Minuten.