Die Pflegeversicherung
Thomas Gerlinger, Michaela Röber
Die Pflegeversicherung soll das Risiko der Pflegebedürftigkeit eigenständig absichern. Sie steht einerseits in der Tradition des deutschen Sozialversicherungssystems, weist andererseits aber einige Besonderheiten auf, die sie gerade von ihrer nächsten Verwandten, der Krankenversicherung, unterscheiden. Dazu zählt insbesondere ihre explizit subsidiäre Ausrichtung: Die Pflegeversicherung orientiert sich am Modell einer Grundsicherung, nicht am Bedarfsprinzip, und soll primär die Pflege durch Angehörige unterstützen. Seit ihrer Gründung hat die Pflegeversicherung zum Ausbau der Pflegeinfrastruktur in Deutschland beigetragen. In vielen Fällen hat sie die finanziellen Zwänge für die Betroffenen sowie die psychischen Belastungen familiärer Pflege verringert. Dennoch sind gravierende Probleme unübersehbar. Ein erheblicher Teil der Pflegebedürftigen ist nach wie vor von der Sozialhilfe abhängig. Die Leistungen der Pflegeversicherung haben seit ihrer Einführung einen erheblichen Kaufkraftverlust erlitten, und der Kreis der Leistungsempfänger wird durch einen engen Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeschränkt. Nicht zuletzt sind Qualitätsmängel in der Pflege nach wie vor weit verbreitet. Die Reformen der vergangenen Jahre haben vereinzelte Verbesserungen gebracht, aber die grundsätzlichen Konstruktionsmängel der Pflegeversicherung nicht behoben. Dieses Buch führt in die Grundlagen der Pflegeversicherung ein. Es erklärt die Leistungen, Organisation und Finanzierung der Pflegeversicherung sowie die Versorgungsstrukturen und die Steuerungsprobleme in diesem Zweig der sozialen Sicherung. Darüber hinaus werden ausgewählte Entwicklungsprobleme und mögliche Handlungsansätze für die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung erörtert. Die Darstellung berücksichtigt die wichtigsten Veränderungen durch die Pflegeversicherungsreform 2008.