Die Prager Burg Brennpunkt der Geschichte
Stefan Bartilla, Václav Ledvinka, Milos Pokorný
Keineswegs geht es »nur« um den Hradschin, die Prager Burg (und in deren Mitte der Veitsdom). Hier haben wir eine Perspektive auf 1250 Jahre Geschichte Europas aus der Sicht eines 1931 in Prag geborenen Tschechen, der als Emigrant seit 50 Jahren in Großbritannien lebt, und zwar als Verleger illustrierter historischer Publikationen.
Miloš Pokorný, Verlagsmenschen weltweit bekannt als Martin Heller, trug in jahrelanger Arbeit rund 560 Bilder zusammen, die er hier in Bildkapiteln organisiert und mit kurzen Einführungen sowie knapp kommentierenden Bildunterschriften versehen hat. Dabei bezieht er die breiteren gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Zusammenhänge mit ein und stellt sie immer wieder vor den europäischen Horizont.
Besonders erstaunlich sind die Darstellungen wegen Pokornýs Bemühen um größtmögliche Unvoreingenommenheit. Brennpunkte europäischer Geschichte gab es viele in Prag, wo in den letzten 1250 Jahren mehr als zwei »Nationen« meist friedlich zusammen lebten, wo es für viele Sprachen eine »Heimat« gab, wo die erste »deutsche« Universität gegründet wurde, wo aber auch Welten, Kulturen und Religionen desöfteren grausam aufeinanderprallten … Das Buch endet mit der Verabschiedung Václav Havels vom Präsidentenamt 2003 und dem Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union 2004.
Unter dem Aspekt der Tatsache, dass Miloš Pokorný zunächst für tschechische Leser geschrieben hat, wird der politische Appell deutlich, den das Buch für seine Landsleute (aber auch uns Nachbarn) stets mitliefert: das Erbe der europäischen Kultur nicht zu verspielen.