Die Purpose-Wirtschaft
Der Spagat zwischen Gewinn und Gemeinwohl
Winfried W Weber
Wem dient die Wirtschaft und wem die Unternehmen? Bislang genügte es, wenn Organisationen Gewinn machten, innovativ blieben, Arbeitsplätze schufen und sich an die Gesetze hielten.
Von Unternehmen und ihrer Führung erwartet die Zivilgesellschaft aber heute, dass sie gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich am Gemeinwohl orientieren. Sie stehen für einen Purpose, einen sinnvollen Zweck. Purpose führt nach innen dazu, dass möglichst alle an einem Strang ziehen. In der Auseinandersetzung mit seinem Purpose arbeitet ein Unternehmen auch daran, dass es von seiner Umwelt akzeptiert wird und es gesellschaftliche Legitimation erlangt. Es zeichnet sich bei vielen Akteuren die Vision eines alternativen Wirtschaftsmodells ab, das dazu beiträgt, soziale Ungleichheiten auszugleichen und die Ausbeutung des Planeten zu stoppen. Die Wirtschaft dient den Menschen. Im Mittelpunkt der Unternehmen steht der Mensch.
Damit ändert sich auch die Funktion des Managements. Führungskräfte loten dann den Kern der Unternehmensführung neu aus. Sie stehen dann einer Wissensorganisation vor, in der sie nicht mehr in der Lage sind, alleine oder in kleinen Zirkeln zu entscheiden. Die alte Command-and-Control-Kultur ist dabei sich aufzulösen. Im Kern der Unternehmensführung steht der Purpose. Gegenwärtig bildet sich eine Vielfalt von Modellen der Selbstorganisation, die eine Orientierung bieten. Management beschäftigt sich dann schwerpunktmäßig mit Sinngebung und der Frage, „was wollen wir wirklich?“
Klar, die wirtschaftliche Prämisse „Gewinne sind die Kosten des Überlebens“ (Peter Drucker) bleibt bestehen. Sie muss aber in Einklang gebracht werden mit dem Gemeinwohl.
Dieser Widerspruch kann nur aufgelöst werden, wenn die Organisation im Komplexitätszeitalter zukunfts- und handlungsfähig bleibt. Es gilt frühzeitig, neue gesellschaftliche Muster zu erkennen und die eigene Sinngebung neu zu justieren.
Im Management existiert heute dabei kein Unterschied mehr zwischen privatwirtschaftlichen, gemeinnützigen oder öffentlichen Organisationen. Jeder Sektor hat das Potenzial, zum Gemeinwohl beizutragen oder es auszuklammern.
Das Buch erläutert die wichtigsten Grundmodelle beim Prozess des Organisierens und skizziert aktuelle Spannungsfelder zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Es erläutert an vielen Beispielen aus Privatwirtschaft, Non-Profit-Organisationen und öffentlicher Verwaltung wie Organisationen in der Wissensgesellschaft praktische Lösungen für widersprüchliche Anforderungen finden. Die Beispiele zeigen, dass bisweilen verblüffende Modelle entstehen, die die Welt gleichzeitig effektiver, menschlicher und nachhaltiger machen.