Die Quadriga postmoderner Beliebigkeit und ihre Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft
Eine empirische Studie zur Entwicklung und Steuerung von Individualisierung, Fragmentierung, Temporalisierung und Ästhetisierung
Anja Beck, Manfred Becker
Die heutige Zeit ist turbulent, komplex und dynamisch. Menschen ziehen sich zunehmend aus gemeinschaftlichen Berufs- und Lebensbezügen zurück (Individualisierung). Lebensverhältnisse vervielfachen sich (Temporalisierung), Lebensentwürfe zersplittern (Fragmentierung). Menschen suchen zunehmend nach lustvollen Erlebnissen, jedoch unter Vermeidung von Belastendem (Ästhetisierung). Diese Studie geht der Frage nach, ob und in welchem Ausmaß die postmodernen Phänomene der Individualisierung, Fragmentierung, Temporalisierung und Ästhetisierung in der Gesellschaft spürbar sind und welche Folgen für die Lebens- und Unternehmenswelt der Menschen daraus folgen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Facetten der Individualisierung durchweg hoch ausgeprägt sind, gefolgt von Temporalisierung, Ästhetisierung und Fragmentierung. Individualisierung wird insgesamt als positiv erlebt. Fragmentierung und Temporalisierung werden als negativ wahrgenommen. Die zunehmende Ästhetisierung bleibt ohne wesentlichen Effekt auf das Arbeitsleben. Weiterhin wurde nachgewiesen, dass personalwirtschaftliche Maßnahmen wie Diversity Management, systematische Personalentwicklung, transformationale Führung, angemessene Arbeitsbedingungen und ein mittleres Maß an Flexibilität der Beschäftigungsverhältnisse die positiven Effekte von Individualisierung stärken und die negativen Effekte von Fragmentierung und Temporalisierung abmildern. Aus den Erkenntnissen der Studie ist Unternehmen dringend zu empfehlen, die Phänomene der Postmoderne aufzugreifen und personalwirtschaftliche Instrumente zu entwickeln, die geeignet sind, die veränderte Lebenswelt so zu gestalten, dass die Mitarbeiter ihren Lebensstil praktizieren können und trotzdem motiviert und engagiert arbeiten.