Die Religion in der römischen Provinz Makedonien
Charalampos Tsochos
Das römische Makedonien wurde in der althistorischen Forschung allzu oft nur als Randgebiet der römischen Welt wahrgenommen und ist hier vor allem durch punktuelle, wenngleich epochemachende Ereignisse im Bewußtsein, wie etwa durch die Schlacht bei Philippi 42 v. Chr. oder durch die Predigtreisen des Paulus etwa einhundert Jahre später. Um so mehr lohnt ein Blick auf Makedonien als eine lebendige römische Provinz, die ein pulsierendes Leben mit bedeutenden urbanen Zentren und einem Miteinander verschiedener ethnischer Gruppen (Griechen, Römer, Thraker) vorweisen kann. Diese Gruppen bringen in das Alltagsleben der Städte teils sehr ausgeprägte religiöse Traditionen ein. Bislang wurden – von Einzelstudien abgesehen – diese religiösen Erscheinungen nie systematisch erfaßt. Anhand ausgewählter Beispiele von strukturell unterschiedlichen Gebieten – Dion als ursprüngliches makedonisches „Bundesheiligtum“ und Reichsarchiv, Philippi als römische Veteranenkolonie und Samothrake als Heiligtum der Großen Götter – beleuchtet Charalampos Tsochos auf der Basis des archäologischen Materials sowie epigraphischer und literarischer Quellen verschiedene Erscheinungsformen der Religion in Makedonien bis zur Teilung des römischen Reichs.