Die Rentnergang vom Chiemsee
Jagdszenen in Oberbayern - Das, was wirklich geschah
Gerhard Fleischner
Die Chieminger „Geiselnahme“ und „Rentnerband-Veranstaltung“ am
Landgericht Traunstein wird wohl in die deutsche Rechtsgeschichte
eingehen.
Sie zeigte nicht nur die Excesse gesellschaftlicher Entwicklungen
auf sondern auch den Einfluss der Medien auf die Rechtssprechung
und den möglichen Missbrauch durch die Justiz. Dieses Buch musste
geschrieben werden, um die Geschehnisse der Wahrheit anzunähern
und Entwicklungen in unserem Rechtssystem aufzuzeigen, die
bedenklich erscheinen.
Es war nicht nur ein Fall von Selbstjustiz, sondern auch ein Fall von
abartiger juristischer Interpretation des StGB. Hauptakteure auf
der Seite der Justiz waren in diesem Fall zwei junge Staatsanwälte
und ein junger Haftrichter, die diesem medienträchtigen Fall auch
noch einige juristische Besonderheiten zufügten. Angespornt durch
ihre Doktortitel brachten es die drei Juristen fertig, Unbeteiligte,
die ahnungslos an den Tatort kamen, zu Tätern zu stempeln, indem
man ihnen durch unzulässige Interpretation von Paragraphen des
Strafrechts überstülpte.
In der Gesamtschau handelte es sich nicht nur um einen einfachen
Schauprozess. Berücksichtigt man das ganze Umfeld, zeigt sich,
dass bestimmte Themen und Motive im Gegensatz zu den üblichen
Verfahren einfach ausgeblendet wurden. Beurteilt man das
Ermittlungsverfahren, die Einbindung der Presse und das Gebaren
des Staatsanwaltes und seiner Ermittler, handelt es sich beim
Gesamtverfahren um eine medienhungrige Selbstdarstellung eines
Justizstandorts.