Die rosa Seekuh
MINU, Jörg Reichlin
Andrea kommt rosa zur Welt. In seiner Geburtsstadt werden frisch geborene Buben in «Rosa» gewickelt – weltweit ein Unikum. «Ein starker Junge!», freut sich sein Vater. Es ist einer der rosigen Irrtümer, die Andrea ein Leben lang begleiten sollten. Andrea will alles andere als ein Junge sein. Und stark schon gar nicht. Der dickliche Jüngling hungert sich von Liebhaber zu Liebhaber. Er hungert vor allem nach Zuneigung. Seine Mutter ist ein Leben lang mit Geld und Aktienkursen beschäftigt, sein bergsüchtiger Vater wird von zwei Frauen und einem Stall voller Freundinnen auf Trab gehalten. Andrea sucht sich die Wärme anderswo. In Bars. In Parks. Mal bei seinem Tänzer-Idol Nurejew. Dann bei einem Hotelier-Sohn in Paris. Meistens aber bleibt es beim Schnellsex. Und beim schlechten Gefühl danach. Ein römischer Taxichauffeur entführt ihn in die Via Appia Antica. Er legt Andrea auf der Kühlerhaube flach. «Laman-tino … lamantino», keucht der verschwitzte Mann. Andrea legt eschmeichelt einen Zacken zu. Und schlägt später im Lexikon nach: «Lamantino – DIE SEEKUH!».
In seinem ersten Roman verwebt -minu geschickt wahre Begebenheiten mit erfundenen Geschichten. «Die rosa Seekuh» beschreibt das Leben einer skurrilen Familie der 50er-Jahre, in welcher seit Generationen nur die Frauen das Sagen haben und ein kleiner Junge zur schrillen Diva heranwächst. Der Bub mischt die Szene auf – und muss bald einmal merken, dass das Leben nicht nur rosa ist.