Die schwäbische Schule und die Wurmlinger Kapelle
Valérie Lawitschka
Westlich von Tübingen, auf dem Wurmlinger Kapellenberg, steht weithin sichtbar eine Kapelle, die in unzähligen Gedichten besungen wurde. War sie für den jungen Hölderlin noch ein Fluchtort vor dem Lärm der Tübinger Markttage, wird der geschichtsträchtige Ort wenig später zu einem beliebten Ausflugsziel – und für die Schwäbische Schule zu einem Ort der dichterischen Reflexion. Mit ihren Kapellen-Gedichten stehen Ludwig Uhland, Gustav Schwab und Nikolaus Lenau am Beginn der literarischen Beschriftung von Berg und Kirche. Sie beleuchten die Wurmlinger Kapelle nicht nur als Erinnerungszeichen, sondern nutzen die geologische Lage zur Inszenierung eines Schwebezustands, eines Zustands des Dazwischen.