Die Sehnsucht der wartenden Frauen
Erzählung
Carsten J. Boehm
Sehnsucht
Schmerzlich ist es, den Liebsten gehen zu sehen. Grausam ist die Sehnsucht, einsam auf dem Weg nachhause und das den Rest des Lebens. Nun ist die Sehnsucht der Wunsch, die Zeit zwischen dem Begehren und dem Erwarten löschen zu können. Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren ist die große Triebkraft des Lebens. Sie ist das ewige Gefühl, das vergangene Schöne wiederzufinden. Sie ist nicht stillbar, denn sie ist das etwas anderswo Seiende. Bei Verlust aber wird sie unstillbar. Dann wird sie lauter, als das Tosen des Meeres und schmerzhafter, als der ewige Horizont. Das größte Gefühl in der Sehnsucht ist die Angst, den andren nie mehr erreichen zu können. Sie ist eine starke innere Qual, die niemand als der Geliebte stillen kann.
Marika wurde gewaltsam von ihrer Mutter getrennt. Verlassen muss sie ihren Weg gehen. Als sie ihre Sehnsucht bewusst entdeckt, fliegt sie mit ihrer Tochter voller Sehnsucht zu ihrer Mutter. Zu spät hatte sie das schmerzliche Gefühl des Verlangens verspürt.