Die Taschendiebe von Covent Garden
Gerda M. Neumann
Geräuschlos öffnete sich die Zimmertür, ihr Bruder Anthony zögerte schweigend im Türspalt.
»Hast du einen Dieb belauscht und brauchst jetzt Beistand?«
»Getroffen! Ich hatte eine Idee.«
»Um diese Tageszeit?« In dem sparsamen Licht, das ihre Nachtlampe zur Tür warf, betrachtete Lucy die dünne Gestalt im Schlafanzug, die kurzen Haare, die senkrecht in die Luft standen. Ihr schien, als könne sie den leisen Ton ihrer wenigen Sätze mit Händen greifen. Ein Gefühl wohlbehaglichen Gruselns stieg in ihr auf und entschlossen klappte sie ihr Buch zu. »Komm, kriech am Fußende unter die Decke wie früher beim Vorlesen!« Sie warf ihm ein Kissen zu, kuschelte sich in dem ihren zurecht und drehte die Lampe zur Seite.
»Was für eine Idee hattest du?«
»Wir könnten uns um die Diebe von London kümmern. In vielen Büchern kommen Diebe vor, ich habe eine Menge darüber gelesen!«
»Kleiner hast du’s wohl nicht?«