Die Türkei im Umbruch
Schrift und Sprache als nationalistisches Politikum in der türkischen Revolution
Ihsan Y Bayraktarli, Jürgen Schiewe
Welches Wagnis es bedeutet, die Geschichte, Kultur und insbesondere die Schrift einer Gesellschaft, die auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurückblickt, in die Hände einer knapp drei Monate lang arbeitenden Schriftkommission zu legen, zeigt die Geschichte der republikanischen Türkei.
Die vorliegende Forschungsarbeit versucht eine Annäherung an die türkische Sprachpolitik. Sie hält eine wissenschaftliche sprachplanerische Argumentation im Dienst der rationalen und humanen Sprachpolitik für erstrebenswert. Diese Forschungsarbeit weist besonders darauf hin, dass viele Dritte-Welt-Länder versuchten und versuchen, ihre Schrift und Sprache zu latinisieren, um die heutigen Bedürfnisse nach technischer und vor allem wissenschaftlicher Kommunikation zu befriedigen, wobei sie zwecks Befolgung eines strengen Sprachnationalismus die eigenen Sprachdynamiken zumindest vernachlässigen, wenn nicht gar verwerfen. Diese Arbeit weist auch auf andere, durchdachte, Sprachplanungen hin, bei denen die sprachwissenschaftlichen Regeln nicht verletzt wurden.
Folgende Themen werden in dieser Arbeit ebenfalls erörtert:
– Fragen der türkischen Sprachrevolution unter Heranziehung der russischen Sprachpolitik
– Stillstand der sprachpolitischen Modernisierungsprozesse seit 1928
– Fortschritte in der Sprachpolitik seit der Unterzeichnung der Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU
– Analphabetismus
– Einfluss der Politik auf die Sprache