Die verlorene Geschichte
Roman
Andrej Leben, Brane Mozetič
Auf dem Parkplatz vor dem Club Ambasada Gavioli findet B. M. zufällig die Aufzeichnungen eines gewissen Bojan. Von den Notizen angetan, macht er sich auf die Suche nach dem Verfasser. Nach monatelanger erfolgloser Suche beschließt er, den Text zu veröffentlichen, um ihn womöglich doch noch ausfindig zu machen und ihm die Aufzeichnungen zurückgeben zu können. In ihnen protokolliert Bojan, der mit Tim in einer offenen Beziehung lebt, seinen von Partys, Sex und Drogen geprägten Alltag, der in Eintönigkeit zu ersticken droht. Bis Arjun auftaucht, ein junger Inder, der vorgeblich nur auf Frauen und Drogen steht. Als Arjun wieder einmal verschwindet, nimmt Bojan sich vor, mit Tim aus dem zermürbenden Kreislauf auszusteigen und zu verreisen, doch plötzlich ist Arjun wieder da und will mit.
„Die verlorene Geschichte erzählt keine klassische Story. Vielmehr geht es Brane Mozetič darum, über die Tagebuchnotizen einen Zustand, das Lebensgefühl einer Generation zu schildern, die geprägt ist von Internetdates und permanent realisierbaren Sex, durch Perspektivlosigkeit und dem Partyrausch als Mittel und Weg, sich endlich einmal selbst zu spüren. Würde es nicht konkret benannt, man käme nicht auf darauf, dass dieses Buch in Ljubljana und nicht etwa in Hamburg, London oder Chicago angesiedelt ist.“ (Axel Schock)
„Die vorliegenden Tagebucheintragungen fand ich am 29. August auf dem Parkplatzgrün vor dem Club Ambasada Gavioli in Izola. Ich überflog sie kurz, und weil sie mir interessant erschienen, nahm ich das ganze Bündel Papiere mit nach Hause. Meine Vermutung war, daß der Autor sie im Zustand der Unzurechnungsfähigkeit einfach dort vergessen hatte, was bei solchen Gelegenheiten mit noch wichtigeren Dingen passieren kann. Ich hielt es für angebracht, sie zurückzugeben, weshalb ich monatelang erfolglos den Besitzer suchte. Ich hörte mich auf diversen Parties um, sogar bei Leuten, von denen ich den Eindruck hatte, sie werden in der Schrift vielleicht erwähnt, kam aber zu keinem Ergebnis. Letzten Endes habe ich mich entschlossen, sie öffentlich zu machen, und so hoffe ich, daß sich vielleicht sogar der Autor selbst oder jemand, der ihn mir vorstellen kann, melden wird. Ich bin dankbar für jeden Hinweis, der zur Person führt, die diese Geschichte verloren hat. An den Autor können sich so auch all diejenigen wenden, die sich in den beschriebenen Personen oder Begebenheiten vielleicht erkennen.“